Heffernan, Valerie
(2008)
'"Nicht wahr, es klingt so schoen". Zur Musik des Walser-Textes'.
In:
Bildersprache Klangfiguren. Spielformen der Intermedialitaet bei Robert Walser.
Wilhelm Fink Verlag, pp. 219-226.
ISBN 978-3-7705-4711-1
Abstract
»Spät bis alle Nacht herumziehende Jünglinge besangen auf Mandolinen, die sie meisterhaft zu handhaben schienen, die Größe des Verhaltens der Wirtschaftlichkeit des Vaterlandes.« (AdB 1, 43) Mit diesen wohlklingenden Worten fängt ein musikalisch anmutendes Mikrogramm an, das Robert Walser vermutlich Ende 1925 entwarf, aber während seiner Lebzeiten weder ins Reine schrieb noch veröffentlichte. Das Prosastück besteht aus einer komplexen, zum Teil labyrinthischen Plauderei, die von diversen scheinbar unverbundenen Bildern handelt, von einer nächtlichen Serenade über eine Reihe hübscher, aber schemenhafter weiblicher Gestalten bis hin zu allerlei Überlegungen über das Schreiben selbst. Trotz der vermeintlichen Disharmonie des Inhalts zieht jedoch durch den Text hindurch ein fernes, aber deutlich vernehmbares musikalisches Motiv. Melodie und Harmonie gehen in diesem Prosastück Hand in Hand; dann und wann scheinen sie einander übertönen zu wollen, aber das wohllautende Hintergrundmotiv dieses Textes erlaubt es Walser, divergierende, ja sogar gegensätzliche Stimmen für einen Moment lang zusammen zum Singen zu bringen.
Dieses Mikrogramm ist durchaus nicht der einzige Text Walsers, der sich mit Musik auseinandersetzt, vielmehr ist Musik eine bekannte Metapher in und für Walsers Prosa. Sein Werk ist voll von Verweisen auf Komponisten, Sänger, Opern, Instrumente und musikalische Werke.1
Ferner dient dem Dichter die Musik auch als ein wichtiges Strukturprinzip in seinem Werk; Rhythmus und Takt, Melodie und Harmonie, Konsonanz und Dissonanz hallen in Walsers Texten wider und verleihen seiner Sprache ihre Musikalität.
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